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Historisches

Klassizismus, südliches Klima, Strandmöbel & Panzer – Ein Spaziergang durch Heiligendamm

Auch wenn die milden Landschaften Mecklenburg-Vorpommerns dem Urlaubsgast recht friedlich erscheinen – die ersten stürmischen Tage des Bäderlebens begannen genau hier. Der Name Heiligendamm geht auf eine alte Legende zurück, welcher zufolge nach einem Gebet der Zisterziensermönche von Doberan ein Damm aus Findlingen und Steinen aufgetürmt wurde. Er sollte als Schutz vor einer Sturmflut dienen. Seine eigentliche Herkunft ist allerdings das Moränengeröll der Eiszeit, wie Naturwissenschaftler meinen. Der Landesvater selbst, Herzog Friedrich Franz I. von Mecklenburg-Schwerin, nahm 1793 in Heiligendamm ein Bad in der Ostsee, und an genau jener Stelle ordnete er auch die Gründung des ersten deutschen Seebades an.

„Man holt ein bißchen verlorene Gesundheit und verliert sein Herz…“
Georg Christoph Lichtenberg

Die heilende Wirkung des Seewassers, das natürliche Klima, besonders reine Luft, geringe Temperaturschwankungen sowie das umgebende Waldgebiet waren ganz besondere Vorzüge. Wie magisch angezogen verbrachten hier viele prominente Zeitgenossen und Vertreter des europäischen Hochadels ihre Sommerfrische. Ein von 1793-1870 geschaffenes Ensemble aus klassizistischen Bauten bot eine angemessene Logis. Neben der Familie des Großherzogs Friedrich Franz besuchte die russische Zarenfamilie Heiligendamm, ebenso Königin Luise, Lord Nelson, Blücher, Moltke, Fontane, Nietzsche, Rainer-Maria Rilke und Wilhelm von Humboldt. Im klassizistischen Landhaus „Perle“ feierte 1874 Maria Paulowna ihre Heirat mit dem Großfürsten Wladimir von Russland.

„Heic te Laetitia invitat post Balnea sanum“. Am Kurhaus, dem Grand Hotel und am Haus Mecklenburg ist heute immer noch sehr gut das Antikisierende, das Klassische und Südliche dieser Architektur zu sehen. Eine erste Seebrücke gab es ebenfalls: um 1860 als ein viereckig geschlossenes Pfahlbauwerk errichtet, das nur wenige Meter in die offene See führte und zum Wandeln diente.

Zum 50. Bestehen des Seebades Heiligendamm und zu Ehren des Gründers Friedrich Franz I. wurde 1843 ein Findling aufgestellt. Kurios war das Holzhäuschen, das zu Transportzwecken oben auf dem Stein montiert wurde. Ebenfalls besonders: verschiedene Versuche, den herzoglichen Findling von seinem Standort wieder zu vertreiben. Zwei russische Panzer des Typs T-34 brachten es nicht fertig – die Panzerketten rissen. Bei den Vorbereitungen zum G8-Gipfel 2007 dachten einige Journalisten laut darüber nach, dass man den riesigen Stein als Fotomotiv an den Strand holen könne. Doch es gab technisch immer noch keine Möglichkeit, das 220 Tonnen schwere Corpus Delicti abzutransportieren, ohne Beschädigungen im Gelände zu hinterlassen.
In einer Festwoche im Juni feierte die Stadt Bad Doberan-Heiligendamm in diesem Jahr die Gründung des 1. deutschen Seebads vor 220 Jahren und die Wiedereröffnung des Grand Hotel Heiligendamm vor 10 Jahren. Das Gebäudeensemble wurde 2003 als aufwändig saniertes Luxushotel wieder eröffnet und bietet das ganze Jahr über Sterneküche, einen exklusiven Wellnessbereich sowieKultur am Meer mit Lesungen & Konzerten. Gerade auch im Herbst ist Heiligendamm immer einen kleinen historischen Spaziergang wert.

Die Herren bitte keinen Schritt weiter?

Historische Badeanstalten um 1900 – einfach fix an den Strand und schnell die meisten Klamotten runter – ganz so ungezwungen war das Prozedere früher an der Ostsee nicht. Fürs Baden gehen erfanden die Hüter der Moral ein festes Reglement, das in den Badeanstalten umgesetzt wurde. Diese waren Ende des 19. Jahrhunderts noch streng nach Damen und Herren getrennt und wurden in der Regel gute 100 m oder noch weiter entfernt voneinander errichtet. 1900 eröffnete auch im Kühlungsborner Ortsteil Brunshaupten die erste Badeanstalt. Schon ein Jahr später erfolgte ein umfassender Umbau, der mehr Stabilität sowie neue Zugänge brachte. In beiden Ortsteilen werden außerdem längere Seebrücken errichtet. Sie fungieren gleichzeitig als Brückenpromenade und als Seesteg zum An- und Ablegen für Schiffe. Einen Sprungturm, der sich besonders bei Kindern und jungen Männern großer Beliebtheit erfreute, gab es allerdings nur in Brunshaupten.

In Arendsee wird um 1908 ein Damenbadehaus neu errichtet, nachdem es vorher nur behelfsmäßige Einrichtungen gab. Drei Jahre später korrigierte man diese Ungerechtigkeit und baute ein Herrenbad, aus welchem 1912 dann ein Familienbad hervorging. Hochgeschlossen kleidete man sich trotzdem. Im Winter 1927/ 28 musste der ursprüngliche Bau ersatzlos abgerissen werden. Der Einrichtung für die Männerwelt erging es ebenfalls nicht besser, ihr Betrieb wurde 1942 eingestellt, der Abriss folgte 1945.

Es dauerte nicht allzu lange, bis sich schließlich am Ostseestrand das Freibad und damit ein ungezwungenerer Umgang zwischen den Geschlechtern durchsetzte: ab 1928 werden die zuvor getrennten Badehäuser zu Familienbädern zusammengefasst. Viele Sommergäste nutzen außerdem den beliebten Strandkorb, der bereits 1882 in Warnemünde vom kaiserlichen Hof-Korbmacher Wilhelm Bartelmann erfunden wurde. Und heutzutage will man von den alten Sitten fast nichts mehr wissen…

– ab 1881 erste Badegäste in Brunshaupten & Arendsee
– 1899 Beschluss zum Bauen einer Warmbadeanstalt
– bis 1900 Errichtung eines Promenadensteges in die Ostsee
– 1938: Zusammenfassung der drei Orte Fulgen, Brunshaupten und Arendsee zur Stadt Kühlungsborn

Andere Zeiten, andere Sitten, humorige Sprachen. Was alte Bäderprospekte erzählen

Ein Blick zurück in das Bäderleben und vor allem in die Werbeprospekte vergangener Jahrzehnte zeigt, dass sich die Kühlungsborner immer schon um ihre Urlaubsgäste bemüht haben. Folgen Sie uns auf eine kleine Zeitreise in das Urlaubstreiben und vor allem die werblichen Gepflogenheiten, die sich in historischen Broschüren aus den 1920er und 1930er Jahren nachlesen lassen.

So teilt beispielsweise die Badeverwaltung Brunshauptens (das heutige Ostseebad Kühlungsborn gründete sich aus Brunshaupten, Arendsee und Fulgen) in einem offiziellen Prospekt von 1931 mit: „Ostseebad Brunshaupten ist zu Ihrem Empfang gerüstet. Die folgenden Blätter zeigen Ihnen, was die Natur hier an Schönem zusammengetragen hat, um Ihnen körperliche und seelische Kräftigung für Ihre schwere Berufsarbeit zu geben… Kommen Sie nur einmal zu uns, es wird Sie nicht reuen. Brunshaupten bietet alles, um verwöhnten Ansprüchen gerecht zu werden. Da es aber kein Luxusbad ist, werden Sie, auch wenn Ihnen nur eine kleine Börse zur Verfügung steht, alles das finden, was Sie suchen…“ Weiter heißt es: „Eine Dampferreise von Rostock oder Warnemünde aus nach Brunshaupten ist zwar eine schöne Seefahrt, aber für den aus dem Inland kommenden Gast, besonders bei stürmischer See, nicht zu empfehlen.“ Ein kleiner Seitenhieb gegen die Hansestadt?

„Brunshaupten besitzt Kanalisation, elektrisches Licht, Kochgas. Die Wasserversorgung ist erstklassig. Aus einer Reihe artesischer Brunnen im Hochwald… wird das Wasser so an die Verbrauchsstellen geführt, daß jede nachteilige Beeinflussung ausgeschlossen ist.“ Grund für Traurigkeit oder Langweile besteht keineswegs: „Fröhliches Treiben herrscht im Familien- und Sonnenbad, Vormittags-Konzerte und lustige Veranstaltungen, Wettschwimmen und Gymnastikübungen… steigern Freude und Fröhlichkeit. Turngeräte stehen auch bereit, und die Wasserrutschbahn ist immer wieder eine Quelle unerschöpflicher Heiterkeit… In Tausenden von Strandkörben und reichbewimpelten Burgen spielt sich das gesellige und fröhliche Badeleben Brunshauptens ab, das unseren Gästen die Lebensfreude wiederschenkt und ihnen neue Kraft für den täglichen Kampf ums Dasein verschafft.“

„Alles bietet die Kurverwaltung auf, den Gästen den Aufenthalt zu verschönern.“

Die klimatischen Vorteile der Ostseeküste waren damals schon berühmt. „Das Meer übt seine tiefgehenden, wohltätigen Wirkungen auf den menschlichen Körper durch die Vereinigung dreier Heilkräfte: der Luft, des Lichtes und des Wassers aus.“ Auch die Natur spielt mit: „In Brunshaupten gibt es keine lästigen Insekten… Nebel und schroffen Wetterwechsel kennen wir nicht. Fast stets ist die Temperatur geleichmäßig und erfrischend.“ Wer gern tanzte, hatte hierzu reichlich Gelegenheit: „Die Strandpromenade führt vorbei am Konzertgarten…, in dem täglich ein erstklassiges Kur-Orchester konzertiert.“ Auch folgende Empfehlung der damaligen Zeit soll nicht unerwähnt bleiben: „Ostseebad Brunshaupten – der ideale Wohnsitz für Offiziere a.D. und Ruhestandsbeamte – Wohnungsvermittlung durch die Badeverwaltung“
Mit Erleichterung stellen wir fest, dass das Beamtendasein auch heute nicht verloren gegangen ist…

Schon seinerzeit wurden kleine Hotelanzeigen in den Broschüren der Kurverwaltung geschaltet. So wirbt das Hotel und Pension Waldschlößchen in der Strandstraße 86: „Vornehme, altbekannte Familienpension direkt am Walde. 5 Minuten vom Strande. Große sonnige Zimmer mit und ohne Balkon. Vorzügliche Betten. Anerkannt gute Verpflegung.“
Das Haus Lüttich im Bülowweg 142 empfiehlt sich durch: „Vornehme, ruhige Familienpension, bekannt durch gediegene Beköstigung und peinlichste Sauberkeit, ebenso durch nicht überspannte Preise.“ Auch das Kurhotel Kaiserhof im Bülowweg 168 gilt als „Neuestes und vorzüglich eingerichtetes reelles Familienhotel. Fremdenheim und Pensionshaus ersten Ranges. Fließendes warmes und kaltes Wasser. Doppeltüren sowie Nachttischlampen in den Zimmern.“

Krieger, Christen & Klosterbrüder die Geschichte des Doberaner Münsters

Das Münster von Bad Doberan ist nicht nur ein schönes, sondern auch ein ganz besonderes Kirchenbauwerk. Beim Studieren seiner Chroniken fallen gleich drei ungewöhnliche Eigenschaften auf, die es gegenüber anderen Sakralbauten Norddeutschlands unverwechselbar machen: Das Doberaner Zisterzienserkloster entwickelte sich im Mittelalter zum bedeutendsten Kloster Mecklenburgs. Als landesfürstliche Grablege hatte es höchste politische Wichtigkeit, und durch seine Kolonisationstätigkeit wurden außerdem auch andere Teile Mecklenburgs ökonomisch und kulturell erschlossen. Mindestens 56 Mitglieder des Hochadels liegen im Doberaner Kloster begraben. Das im Wesentlichen erhaltene zisterziensische Ausstattungsprogramm ist weltweit einzigartig. Als weitere Besonderheit und auch Fügung des Schicksals kann man betrachten, dass der Zweite Weltkrieg keinerlei Schäden an den mittelalterlichen Mauern des Münsters hinterlassen hat. In den Hansestädten Rostock oder Wismar beispielsweise sah das ganz anders aus. Dritte Besonderheit: Neben dem später zum schwedischen König gewählten Herzog Albrecht III. liegt dort heute immer noch Königin Margarethe Sambiria von Dänemark begraben.

Einsame Landwirte beim Gebet
Bis zur Mitte des 12. Jahrhunderts war das Doberaner Land Herrschaftsgebiet der frühen Wendischen Stämme. Diese waren entschiedene Gegner des christlichen Glaubens und der deutschen Fürstenmacht. 1160 kam Wendenführer Niklot bei einem Hinterhalt ums Leben, und in einem letzten großen Kreuzzug unterwarf schließlich Heinrich der Löwe die wendischen Stämme. Unter der Voraussetzung der christlichen Taufe erhielt Pribislav, Sohn des letzten Wendenherrschers Niklot, 1166 große Teile seines Stammlandes als Lehen wieder.

Zu den entscheidenden Aufgaben des Landesherrn gehörte auch die Gründung eines Klosters. Grund war nicht nur die Festigung des christlichen Glaubens, sondern vor allem auch die rückständige wirtschaftliche Entwicklung des Landes. Ein starkes Christentum galt als Grundlage für eine erfolgreiche Gesellschaft. 1171 traf dann der erste Zisterzienserkonvent, bestehend aus 12 Mönchen und einem Abt, in Althof bei Bad Doberan ein. Die Zisterzienser waren als Reformorden der Benediktiner besonders geeignet für dieses Leben: Die Mönche legten viel Wert auf Abgeschiedenheit und Einsamkeit, waren außerdem hervorragende Landwirte und konnten Priesterdienste für die Bevölkerung der Umgebung leisten. Um 1179 wurde dann die gerade aufgebaute Klosteranlage im Zuge eines Erbfolgekrieges zerstört. Zur Neugründung des Klosters kam es 1186 im knapp drei Kilometer entfernten Doberan.

Klosterstraße 2
18209 Bad Doberan
Tel. 038203 62716
verwaltung@muenster-doberan.de
http://www.muenster-doberan.de

Historische Spuren auf der Halbinsel Wustrow

Die Landschaften entlang der Ostseeküste waren immer schon nicht nur ein Lebensraum oder beliebtes Reiseziel für die ersten Bädertouristen, sondern aufgrund ihrer exponierten Lage auch ein politisch interessantes Gebiet. Davon zeugen viele historische Spuren, die heute besichtigt werden können und von wechselvollen Zeiten berichten. „An ihren Nehrungen, Bodden und Haffs befinden sich daher nicht nur Badehotels und Seebrücken, sondern auch einige geheime Orte, die oft viele Jahrzehnte lang kein Normalsterblicher betreten durfte“ – so heißt es in dem Buch „Die verbotene Halbinsel Wustrow“ von Edelgard und Klaus Feiler. In einer dreiteiligen Serie möchten wir uns dieser besonderen Insel ein bisschen nähern, die zwar nur wenige Kilometer von der Touristenhochburg Kühlungsborn entfernt liegt, für Besucher aber lange Zeit nicht zu betreten war.

Sehr friedlich begann die Geschichte dieser Halbinsel im 13. Jahrhundert. Die erste urkundliche Erwähnung findet sich im Stadtbuch von Wismar, und als Besitzer der Ländereien ist Anfang des 14. Jh. die Familie von Moltke, später die Gutsfamilie von Oertzen bekannt. Ein Grabstein der Eheleute Vicke und Adelheid von Oertzen findet sich bis heute in der Reriker Kirche. Fischerei und Landwirtschaft waren die wesentlichen Erwerbszweige jener Zeit, und auf der Landzunge „Wustrower Hals“ wurde nach 1514 mit herzoglichem Recht sogar eine Holzwindmühle errichtet. Die große Sturmflut von 1625 traf Wustrow besonders schwer und überschwemmte schließlich das fruchtbare Land der gesamten Halbinsel. Viele weitere Besitzer und Besitzerwechsel gab es in den folgenden Jahrhunderten, die mit Wismar zusammenhängende schwedische oder dänische Herrschaft, eine große Choleraepidemie und die zweite schwere Sturmflut 1872. Diese trennte die natürliche Landverbindung, so dass später ein künstlicher Deich errichtet werden musste. Bis 1933 wohnte die Besitzerfamilie von Plessen im Gutshaus, welches ungefähr in der Mitte der Halbinsel lag, und betrieb auf den umgebenden Feldern Landwirtschaft.

Im selben Jahr wurde das gesamte Gut für 1,4 Millionen Mark offiziell von der Reichswehr käuflich erworben und im Verlauf der folgenden Zeit und des 2. Weltkrieges zur größten Ausbildungsstelle der deutschen Flakartillerie ausgebaut. Die Errichtung einer Luftwaffe sowie Luftabwehr gegnerischer Flugzeuge war von besonderer Bedeutung für die nationalsozialistischen Kriegspläne. Aufgrund der topographisch interessanten Lage konnten auf Wustrow unter einige Geheimhaltung Aufrüstungs- sowie militärische Übungspläne verfolgt werden. Soldaten aus allen Teilen Deutschlands wurden ab April 1934 an den Flak-Geschützen in mehrwöchigen Lehrgängen ausgebildet. Die offizielle Indienststellung des Luftwaffenübungsplatzes und der Flakartillerieschule Wustrow erfolgte im März 1935. Auf dem Militärgelände wohnten hauptsächlich Soldaten, Offiziere und die Offiziersfamilien. Die Geschicke der Flakartillerieschule unterstanden einer Kommandantur vor Ort sowie der Heeresverwaltung, die kontinuierlich umbaute und erweiterte, so dass schließlich in den neu errichteten Kasernen, Wohnhäusern, auf den Schießplätzen und drei Flugzeughangars Platz war für mehrere Tausend Soldaten. 1937 standen bereits 180 Gebäude auf der Halbinsel: Unter anderem auch das seinerzeit modernste Hallenschwimmbad Deutschlands (offen auch für die Zivilbevölkerung), Tennisplätze, die Turnhalle und sogar ein eigenes Kaufhaus. 1936 statteten Hermann Göring als Oberbefehlshaber der Luftwaffe und Adolf Hitler dem Standort einen offiziellen Besuch ab, im September 1937 Hitler und der italienische Machthaber Mussolini. Der spätere Bundeskanzler Helmut Schmidt war zeitweilig auf Wustrow als Ausbilder stationiert.

Aus der Geschichte des Tennisclubs Kühlungsborn

Mit genau 102 Jahren ist der Tennissport in Kühlungsborn ein erfolgreicher und beliebter Jubilar der Region. Ein Blick zurück in die Geschichte zeigt, dass bereits 1899 der 1. Heiligendammer Tenniswanderpokal ausgespielt wurde, unter Beteiligung international renommierter Spieler. Zuvor waren es englische Badegäste, die diesen Sport 1877 aus Wimbledon nach Deutschland gebracht hatten. Der Sieger des Turniers von 1899: ebenfalls ein englischer Gast. Die Entwicklung des „Weißen Sports“ auf Kühlungsborner Boden ist eng mit den Namen Brunshaupten und Arendsee verbunden, die um die Jahrhundertwende herum prosperierten. Ein ungefähres Datum seiner Entstehung kann durch Badeprospekte, Hotelanzeigen oder Fotografien nachvollzogen werden.

Große Hotels verfügten über die Möglichkeit zur Ausübung dieses Sports auf besonders hergerichteten Plätzen oder Rasenflächen: das Hotel „Moll“ (heute Hotel „Aquamarin“) z.B. oder das Hotel „Westphal“ mit Lawn-Tennisplätzen. Mit dem Bau des Kurhauses im Ortsteil Arendsee 1905/ 06) und der Schaffung eines Kurparks sind zwei Rasen-Tennisplätze in der Poststraße vor der Villa Siegfried (heute Hotel Rosenhof) angelegt worden. In beiden Badeorten kam es in der Folgezeit zu einem regen Spielbetrieb von Gästen und Einheimischen, auch unter Anleitung fachkundiger Tennislehrer. Die heutige Tennisanlage im Lindenpark war ebenfalls Austragungsort regelmäßig stattfindender Turniere.

Nach der Zäsur des Zweiten Weltkrieges übernahm ab 1951 die neu gegründete Sektion Tennis in der BSG „Empor“ Kühlungsborn die sportliche Federführung. Das Tennishaus (ab 1991 als Gaststätte genutzt) wurde baulich stark verändert, denn der Platz für Zusammenkünfte und den stark anwachsenden Turnierbetrieb reichte nicht mehr aus. Notwendig wurde die Neuerrichtung eines Sportlerheimes oder Tennishauses, auch im Hinblick auf das 1971 ausgetragene 1. DDR-offene Tennisturnier im Rahmen der „Ostseewoche“. Diese Kraftanstrengung konnte schließlich 1976 am Verbindungsweg zur „Lindenapotheke“ erfolgreich umgesetzt werden. In den 80er Jahren entwickelten sich dank der kontinuierlichen Nachwuchsarbeit neben den Profis auch einige gute Nachwuchsspieler aus Kühlungsborn. Und während der Saison gab es immer wieder die beliebten Urlauberturniere.

Mit der Rekonstruktion der gesamten Anlage 1997 schließlich sowie dem Umbau und der Erweiterung des Klubhauses im Jahre 2002 ist eine der schönsten Tennisanlagen an der Ostseeküste entstanden, die sich bei Sportlern und Gästen allseits großer Beliebtheit erfreut: aufgrund guter Turnierbedingungen, eines geselligen Ambientes und insbesondere der gelungenen Einbettung in die Natur des Ostseebades.

Quelle: Broschüre Tennisclub Kühlungsborn e.V. 2006 – 100 Jahre Tennis in Kühlungsborn

Historisches aus Kühlungsborn: Brückenwärter in alten Zeiten

Von städtischen Nachtwärtern mag der Eine oder Andere schon manches Mal gehört haben. Wem aber wäre die Funktion eines „Brückenwärters“ noch geläufig?
Einen solchen gab es in unserem Seebad für geraume Zeit. Adolf Bestmann war sein Name, geboren am 1.03. 1893, ertrunken 63jährig am 10.10. 1956 während der Ausübung seines Fischerberufes.
Adolf Bestmann war für mehrere Jahre Brückenwärter in Brunshaupten. Diese Tatsache ist zwar ungewöhnlich, denn die Brückenwärter wurden in der Regel nur für ein Jahr beziehungsweise für einen Saison von der Gemeindeverwaltung eingesetzt. Zu den typischen Aufgaben gehörten unter anderem die Kassierung des Brückengeldes von ankommenden Gästen, die regelmäßig mit Schiffen und Booten landeten, das Hissen der Fahne, die periodische Kontrolle des Brückenzustandes, das Ausführen kleinerer Reparaturen und die Überwachung größerer Instandsetzungsmaßnahmen. Wichtig waren ebenfalls die Einlagerung des mobilen Brückenbelages im Herbst sowie das Wiederaufbringen im darauf folgenden Frühjahr, welches von unserem Verantwortlichen überwacht wurde. Sinnvoll war dieser Vorgang deshalb, da die Herbststürme und der winterliche Eisgang leicht zu einer missvergnüglichen Zerstörung des Holzmaterials führen konnten.

Wenn akute Gefahr im Bäderbetrieb drohte, war Adolf Bestmann insbesondere für das Zuwasserlassen des auf der Brücke befestigten Rettungsbootes zuständig sowie für das Einteilen der Bootsbesatzungen, die in der Saison fast ausschließlich aus ansässigen Fischern bestanden. Deutlich zu erkennen war die „Dienstkleidung“ des Brückenwärters. Sie hatte in der Regel aus einem grau-grünen Leinenanzug zu bestehen sowie der mit einem Schild „Brückenwärter“ versehenen Dienstmütze. Hinzu gesellten sich ein weißes Hemd und eine Krawatte.
Solcherlei Dienst war zu verrichten auf den Seebrücken in Brunshaupten sowie in Arendsee. Interessanterweise hatten die Bäderverwaltungen beider Orte beziehungsweise Ortsteile jeweils einen eigenen Wärter angestellt. So war in Arendsee Brückenwärter Schulz eingesetzt. Die Tätigkeit lässt sich zurückverfolgen bis ins Jahr 1939, wo sie offenbar endete und auch nach 1945 nicht mehr weitergeführt worden ist. Über die Höhe der Entlohnung ist allerdings heute nichts Genaueres mehr bekannt. Die biographischen Angaben zu Adolf Bestmann resultieren aus Unterhaltungen mit der Tochter Frau Waltraud Stiebler sowie teilweise Gesprächen mit älteren Einwohnern, die jene Jahre noch aus eigenem Erleben kennen.

Baden im vorigen Jahrhundert

Die besonderen Reize eines Badeortes an der Ostsee laden zu Entspannung & Erholung ein, welche so in dieser Form im Alltag nicht immer möglich sind. Eine spezielle Art des Strandurlaubes, die ganze Familien vereint und sich generationenübergreifend großer Beliebtheit erfreute, lässt sich in den Sitten und Gebräuchen des vorigen Jahrhunderts finden.
Strandburgenbau, das war seinerzeit nicht einfach nur Amüsement, sondern wurde durchaus auch mit sportlichem Ehrgeiz betrieben und sogar von der Kurverwaltung in Arendsee und Brunshaupten prämiert. An schönen Sommertagen ließen sich im feinen Ostseesand Kinder, Mütter, Väter und Großeltern dabei beobachten, wie sie stundenlang mit Eimer und Schaufel bewaffnet kunstvolle Burgen, Wälle und Festungen errichteten. Dabei wurde nicht etwa in kleinen Maßstäben gedacht – nein, die phantasievollen Gebilde umgrenzten oftmals den eigenen Logierbereich am Strand, waren namentlich alten Königshäusern („Burg Hohenzollern“) oder historischen Bauten gewidmet und durften auch nicht viel kleiner als des Nachbars Besitztum sein. Verzierungen mit Wimpeln, Fähnchen oder Strandmuscheln und anderem Getier trugen ihr Übriges dazu bei, die Aufmerksamkeit der Badegäste oder unerkannt ermittelnder Vertreter der Gemeindeverwaltung auf sich zu ziehen, was zu guter Letzt durchaus zu einem Sieg im Strandburgen – Wettbewerb mit Urkunde, Siegerfoto und dem Ereignis gewidmeter Postkarte führen konnte. Man weiß ebenfalls, dass sogar die Geschäfte und Läden im Ort sich auf diese Passion eingestellt hatten und entsprechende Artikel und Souvenirs vorrätig hielten.
Der einzige Wermutstropfen war wohl der, dass schon nach wenigen Stunden Sonne, Wind und Wellen ihr Übriges taten und die feinsandigen Strandburgen der Witterung und dem Untergang weihten. Auch ist es um diese Tradition an deutschen Küsten etwas ruhig geworden, doch dies kommt wohl wiederum der heutigen strengeren Küstenschutzverordnung zugute, die dem Sand eine andere Aufgabe angedacht hat.

Die 3 Warnemünder Leuchttürme – Berühmt bis nach Hollywood

Ab 1898 markierte der Alte Leuchtturm die Einfahrt in den engen Seekanal vor Warnemünde. Als Lichtquelle diente zunächst ein Petroleumbrenner mit fünf Dochten, 1919 erfolgte die Umstellung auf den elektrischen Betrieb. Noch heute ist das Licht bis in 20 Seemeilen Entfernung zu erkennen. Bei vielen gilt der knapp 37 m Alte Leuchtturm auch als attraktivstes Exemplar der 3 Warnemünder Leuchttürme: mit weiß glasierten Ziegeln, zwei Galerien und schönem Turm. Der Bau ermöglicht einen tollen Ausblick auf das Ostseebad und ist auch mit der Feuerwerks-Show Leuchtturm in Flammen ein Dauerbrenner geworden. Eine Kuriosität: Auf dem Filmplakat zum Hollywood-Streifen „Shutter Island“ mit Leonardo diCaprio ist eine Ansicht des Warnemünder Leuchtturms zu erkennen.

Der Neue Strom in Warnemünde mit seinen zwei Molen wurde zwischen 1897-1903 angelegt. Die beiden wie kleinere Leuchttürme aussehenden Molenfeuer markieren die Einfahrt in den Seekanal und zum Überseehafen Rostock. Der erst 1985 gebaute grün-weiß-grüne Turm mit zwei Galerien und Laterne wurde 1998 auf die neu errichtete und jetzt zweigeteilte Westmole umgesetzt. Auf der Ostmole kann man ein- und auslaufende Schiffe hautnah erleben und hat den Eindruck, die großen internationalen Kreuzliner fast mit Händen zu berühren.

www.rostock.de

Zur Geschichte des Kühlungsborner Stadtwaldes

Kühlungsborn, liebevoll oft „Grüne Stadt am Meer“ genannt, hat seinen Besuchern und Einwohnern Vieles zu bieten. Neben allen modernen Annehmlichkeiten, den hervorragend renovierten Hotels, Pensionen, den zeitgemäßen Geschäften, Restaurants und Cafés verfügt die Stadt über ein besonders reizvolles Fleckchen Natur. Gemeint ist an dieser Stelle ausnahmsweise einmal nicht der allseits beliebte Strand – sondern der Kühlungsborner Stadtwald. Dieses über 170 Hektar große Waldstück wurde ungefähr ein Jahr nach der Gründung – dem 1. April 1938 – Kühlungsborn als Eigentum übergeben. Viele sehr gepflegte Wiesen und Pfade machen es dem Besucher leicht, dieses herrliche Stück Natur kennen zu lernen.

Etwas eigentümlich muten die Namen der einzelnen Wege schon an: Spaziergänger entdecken unter anderem solche Bezeichnungen wie Schulzentrift (Treiberstraße für Vieh), Hirsch-Schneese (durch den Baumbestand geschlagenen Schneise) oder Helenensteig/ Niemannsteig (Steig als Weg, der nicht befahren werden durfte). Interessant ist der Name Hirsch-Schneese, weil über das Vorkommen von Hirschen im Stadtwald jeglicher Nachweis fehlt. Als spielende Kinder hingegen Anfang der 50er Jahre im Bereich des Blocksberges (zentral im Stadtwald) Tonscherben und ein tönernes Gefäß fanden, wurden schon nach kurzer Zeit Bodendenkmalpfleger aktiv. Im Jahr 1958 begannen umfangreiche Grabungen, und hierbei stellte sich heraus, dass es sich um eine bronzezeitliche Grabanlage handelte. Der Grabhügel ist von einem Steinkranz umgeben und gab nach und nach ein Hauptgrab sowie zwei Nachbestattungen frei. Bei den Gräbern treffen Spuren der mittleren sowie jüngeren Bronzezeit aufeinander.

An der Stadtgeschichte Interessierte finden im östlichen Teil des Waldstücks ein weiteres bedeutungsvolles Denkmal. Gemeint ist der am 9. April 1908 geweihte Findling mit der Inschrift „Bismarck. Die Errichtung des Steines war ein Dank einiger Brunshauptener Bürger an den Eisernen Kanzler.“ Der ehemalige Förster Schütt hatte im Stadtwald einen gewaltigen erratischen Block entdeckt. Dieser riesige Findling hatte immerhin eine Höhe von 3,65 Metern, eine Breite von 2,50 Metern sowie einen Rauminhalt von sage und schreibe 8 Kubikmetern. Die Inschrift wurde zwischen 1947-1950 entfernt und dann 1952 vom Steinmetz Grimnitz aus Kröpelin durch die Inschrift „Friedensstein“ ersetzt. Parallel zur Errichtung des „Bismarcksteins“ wurde eine „Bismarckeiche“ gepflanzt. Seit der Weihe 1908 haben Steine und Eiche ihren festen Platz dort, wo sich Blocksberg und Eingrieber-Schneise unweit des Karpfenteiches kreuzen.

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