DokFilmFest Garvensdorf „Zwischen Liebe und Zorn“ vom 12. bis 14. Mai 2023 mit Jörg Herrmann und seinen Filmen

Seit mehr als 25 Jahren ist der Rostocker Dokumentarfilmer Jörg Herrmann auf der Suche nach komplexen und in anderen Medien oft unterbelichteten Geschichten aus lokaler Kunst, Kultur und Zeitgeschichte. Auf dem DokFilmFest Garvensdorf gibt es nun erstmals und nach Themenblöcken sortiert die Vielfalt von Jörg Herrmanns Filmen zu sehen, ergänzt durch Musik sowie Filmgespräche mit ihm und Gästen aus seinen Dokus.
Der erste Filmblock am Freitag Abend widmet sich zwei besonderen Orten in MV aus der Zeit des Nationalsozialismus. „Ungehorsam als Tugend“ beschreibt das Wehrmachtsgefängnis Anklam und die tödliche NS-Militärjustiz für Deserteure. In „Ernst Heinkel und der Traum vom Fliegen“ wird der Luftfahrtpionier, das Ernst-Heinkel- Werk in Rostock-Warnemünde, die Verstrickung in die Kriegswirtschaft und der Absturz in die Realität anhand von historischem Bildmaterial beleuchtet.
Die Protagonisten der drei Filme im zweiten Block am Samstag Nachmittag sind drei Schiffe: die „Klucz Niedamir“, ein Slawenschiff-Fund und sein Nachbau, der „Seefuchs“, ein wieder flott gemachter 26-Meter-Kutter und die „Stubnitz“, das ehemals Rostocker Kunstraumschiff auf Tour nach Stockholm. Crewmitglieder wie Oliver Schmidt, der ehemalige „Seefuchs“-Käpt’n, berichten noch weiter im Filmgespräch.
In anderen Räumen können parallel oder in den Pausen Musikclips von Jörg Herrmann geschaut werden, von Zappanaleauftritten über HMT-Projekte bis zu Bandvideos.
Am Samstag Abend wird im dritten Filmblock an DDR-Geschichte(n) erinnert. „Macht und Ohnmacht“ zeigt in Interviews Auswirkungen „tschekistischer Arbeit“ der Bezirksverwaltung für Staatssicherheit in Rostock. Fotokunst und Leben in der DDR, genauer in Berlin, dokumentiert der Film „Zwischen Liebe und Zorn“ über Harald Hauswald, welcher dem ganzen DokFilmFest sein Motto gegeben hat. Der durch viele Bücher und Ausstellungen bekannte Fotograf des DDR-Undergrounds ist zum Filmgespräch anwesend. Wie sehr die Fotografie zur Lebenshaltung wurde, verdeutlicht seine Aussage: „Fotografen sind neugierig und die Fotografie hat mir viele Wege geöffnet. Sie war die Eintrittskarte in die Welt. In der DDR hab ich mich eingesperrt gefühlt. Die Fotografie hat mich befreit.“
Anschließend legt DJ Jörg Broksch aus Berlin auf.
Am Sonntag Vormittag gibt es im vierten Filmblock Auseinandersetzung mit Kunst. Der Film WindArt zeigt Baltische Kunstprojekte in Gdańsk, Kalmar und Rostock. Und in seinem aktuellen Kinofilm „Hohe Kunst auf’s platte Land“ zeichnet Jörg Herrmann die Geschichte der Kunsthalle Rostock nach, 1969 erster und einziger Kunstmuseumsneubau in der DDR.“
Der abschließende fünfte Filmblock am Sonntag Nachmittag nimmt uns zuerst mit unter die Erde zum „Objekt 302“, einem Warschauer-Pakt-Bunker in Eichenthal.
Danach hören und sehen wir Benjamin Brittens „War Requiem in Peenemünde“. Die Aufführung 2002 fand 60 Jahre nach dem Erststart eines „Aggregat 4“ statt. Das Wehrmachtversuchsgelände gilt einigen als „Wiege der Raumfahrt“, hatte aber als Produktionsort von Hitlers „Wunderwaffe“ V2 tausende zivile Opfer zur Folge, eine nur allzu aktuelle Erinnerung, wenn in der Ukraine wieder Raketen in Städte einschlagen.
Der Eintritt je Filmblock beträgt 8 € (ermäßigt 6 €), Gesamtkarte für das DokFilmFest 40 € (ermäß. 30 €). Für Reservierungen bitte an verein@guteshaus.de schreiben. Nähere Infos zu den Uhrzeiten und Filminhalten finden sich auf unserer Webseite www.guteshaus.de.
Holger Stein für Gutshaus Garvensdorf e.V.