Kühlungsborn-Krimi „Die letzte gute Tat“:

Im Gespräch mit dem Autor Ralf Peter Paul

War von Anfang an klar, dass Ihr Buchdebüt ein Krimi wird?
Ja, das stand fest. Ich wusste nur nicht, wie ich alles einbette. Es sind zwei Geschichten, die zeitversetzt mit sechs Jahren Abstand passieren. Diese werden durch Zeitblenden zueinander geführt, aber erst auf den letzten Seiten aufgelöst. Das Finale beginnt vor dem Berliner Olympiastadion und nimmt dann seinen Lauf im Stadtforst von Spandau.

Welche Schauplätze kann der Leser noch wiedererkennen?
Kühlungsbornkenner werden sehr schnell die mit richtigen Namen benannten Schauplätze entdecken, z. B. die Ostseeallee. Ich habe als leichte Verfremdung Hotels oder Restaurants mit anderen Namen versehen, sie aber so beschrieben, dass man Details wiedererkennt. Zeitlich spielt die Story während einer Woche im November mit Hauptschauplätzen in Kühlungsborn und Rostock. Die Zeit der Meeresangler, die ihre Köder in das dunkle Wellental auswerfen.

Auf der anderen Seite spielt das Buch auch in Calpe am Mittelmeer, in der spanischen Region zwischen Valencia & Alicante. Mit den wunderbaren Bodegas, der einladenden Promenade, dem ursprünglichen Hafen und großen Fischkuttern mit ihren Kisten voller Meeresgetier.

Was kann man über den Protagonisten verraten?
Florian Behrens ist kein klassischer Held und tritt auch nicht als Überflieger auf.
Niemand, der die Dinge allein regelt und irgendwann über sich hinauswächst. Behrens ist bieder, man kann schon sagen langweilig, und oft voller Zweifel.

Wie halten Sie es mit autobiografischen Elementen?
Ich behaupte, dass jeder Autor zumindest in seinem Erstlingswerk eigene Erfahrungen verarbeitet. Mir ist es leichter gefallen, über Orte zu schreiben, die ich gut kenne. Ein Element im Buch ist das Thema Pünktlichkeit, die mir tatsächlich selbst sehr nahe ist. Grundsätzlich besteht die Freude beim Schreiben aber auch darin, sich Dinge auszudenken und seine Fantasie auszuleben. Hinzu kommt noch: Ein Buch entwickelt sich. Selbst ein vorher erstellter roter Faden hört irgendwo auf.

Wie verliefen die Begegnungen mit Hermann Kant, der Sie inspirierte?
Ich lernte den Autor 1991 in Berlin persönlich kennen. Ich selbst bin Ostberliner, meine Eltern flüchteten nach dem Mauerbau in die BRD. Dort machte ich 1975 mein Abitur und schrieb im Fach Deutsch über die Literatur der DDR, anhand von Anna Seghers, Christa Wolf und Hermann Kant. Der zuständige Lehrer, der mit dem Kommunismus gar nichts anfangen konnte, gab mir für die Interpretation von Kants „Die Aula“ die Note 5. Jahre später kehrte ich wieder zurück nach Berlin. Ich suchte mir im Telefonbuch die Nummer von Hermann Kant und rief ihn an. Gleich am nächsten Tag trafen wir uns in meinem Büro am Alexanderplatz. Er schenkte mir später sein Buch „Die Aula“ mit einer persönlichen Widmung: dass ich mit meiner Lesart sein Buch doch sehr gut verstanden hätte. Unser Austausch dauerte dann noch etwa eineinhalb Jahre.

Welche Erfahrungen und Hinweise hat er Ihnen nahegebracht?
Tatsächlich habe ich ihn als Mentor betrachtet. Zu den wichtigsten Dingen, die er mir teils schriftlich mitgegeben hat, gehört: Die erste Seite ist die Schwerste. „Der Gedanke guckt um die Ecke, aber er lässt sich noch nicht greifen“, so eine seiner treffenden Formulierungen. Außerdem sagte er mir zum Thema künstlerische Freiheit: Sie können schreiben was Sie wollen, wenn Sie dabei niemandem direkt ins Gesicht greifen.

Schreiben als Arbeitsvorgang wäre bereits produktiv, wenn man auch nur eine Seite am Tag schaffen würde, das sei schon viel. Ich als Autor kenne außerdem den Drang, meine Texte immer wieder zu korrigieren. Sooft man die Seite auch liest, man wird immer wieder Verbesserungen machen wollen. Dazu meinte Kant: Lassen Sie es irgendwann sein, das ist eine unendliche Geschichte.

Es gab bereits Buchlesungen in Kühlungsborn und Doberan, auf der „Aida“ hatten Sie während einer Atlantiküberquerung sogar 300 Zuhörer. Was ist für 2023 geplant?
Es sind mehrere Lesungen geplant, z. B. im Haus Rolle. Als lokaler Autor würde ich mir außerdem Lesungen in größeren Hotels wünschen, was sich bislang noch nicht ergeben hat. Am 19.4. wird ein besonderer Termin stattfinden: „Meine Begegnung mit Hermann Kant“.

Kurzinfos:
– „Die letzte gute Tat“, Novum Verlag
– im Buchhandel, über Amazon u. a. bestellbar
– Ralf Peter Paul, geb. 1954
– lebt in Kühlungsborn
– erste Liedtexte & Kurzgeschichten bereits in der Jugend
– war beruflich in der Bankenbranche u. für Finanzdienstleister tätig
– ehrenamtlicher Schöffe
– lebt und schreibt regelmäßig auch in Spanien