Giebelzierden an Bauernhäusern

Gekreuzte Pferdeköpfe als Giebelzierden auf Häusern ländlicher Bauweise haben sich in vielen Dörfern Mecklenburgs bis heute erhalten. Meist wurden sie aus Tannenholz geschnitten und kaum imprägniert. Daher widerstanden sie Wind und Wetter nur wenige Jahre. Musste das Dach neu gedeckt werden, wurden aber auch neue Windbretter angebracht. Das Modell lag beim Dorfstellmacher. Von Generation zu Generation haben sich so lokal begrenzte Gestaltungselemente an den Pferdeköpfen erhalten. Zunächst waren die Giebelzierden bautechnisch bedeutsam. Dem Rohrdachdecker dienten sie als Windbretter, die den oberen Abschluss des Daches bildeten und den Wind abhielten, von vorne das Rohrdach zu zerfasern. Rohrdächer wurden erst üblich, als wegen des Maschinendrusches kein Deckstroh mehr abfiel. Beide Giebel des Stroh- oder Rohrdaches waren besonders gefährdet, weil sie an den alten niederdeutschen Häusern zu ihren Firsten hin immer offen waren. Auf Abbildungen erkennen wir im Giebel unter den gekreuzten Pferdeköpfen ein offenes Dreieck. Diese Öffnung nannte man Rooklock oder Uhlenlock. Ursprünglich hatten derartige Häuser keinen Schornstein. Der Herdrauch zog durch die Löcher im Giebel ins Freie. Das Rooklock durfte nie geschlossen oder mit Stroh zugestopft werden. Für unsere Vorfahren war das Haus nicht nur Schutz vor Regen, Kälte und Wind. Es gewährte auch Geborgenheit vor Unheil und galt als Zufluchtsstätte vor Geistern und Spuk. Das Unheil – glaubten die Menschen – versuchte immer wieder durch Türen, Fenster und andere Öffnungen in das Haus zu gelangen. Dagegen musste etwas unternommen werden! Der Abwehr von Unheil dienten die Giebel-, Schwellen- oder Pfostenzeichen. Diesem Zweck dienten die zu gekreuzten Pferdeköpfen gestalteten Giebelzierden. Was aber haben Pferdeköpfe mit Geisterabwehr zu tun? Im Niederdeutschen werden die gekreuzten Pferdeköpfe als Mulapen bezeichnet – Maulaffen also. Die ursprüngliche Bedeutung aber ist: Das Maul offen. Und das hat seinen Sinn! Seit der Altsteinzeit gab es den Brauch, den Kopf vom Rumpf zu trennen und ihn allein zu bestatten. Dieser Brauch ist bis heute bei Naturvölkern als Bestattungsritus üblich geblieben.